aus: Lutz Grünke »Insel Rügen – Fotografien zwischen 1985 und 1989« · 30,5 × 20 cm · Hardcover · 148 Seiten · ISBN 978-3-981-3568-2-3
»Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen uns fremd.«¹ Und sei es nur so fern, das Vergangene, wie jenes ferne Land, dann kommt es in Lutz Grünkes Fotografien aus und von jener Zeit wieder schmerzhaft nah. Entstanden aus einer besonderen Haltung, nicht mehr aus der Hüfte und noch nicht mit der Kalkulation im Nacken, bisweilen melancholisch und sehnsuchtsvoll, oft genau und schonungslos, sind dies Bilder einer bleiernen Zeit, die überraschend eine Wendung nahm.
Bilder, die wie alle klugen Bilder, davon mehr zu ahnen scheinen, als ihre Protagonisten. Bilder von oft starken, klaren Menschen, die geraden Blicks in die Kamera schauen oder hin zum Horizont, über das Meer und weiter. Selbstsichere Posen im Bewusstsein der Unkündbarkeit im Mangel-Land oder nachdenkliche im Wissen über die Ausnahmen. Bilder von Häusern und Plätzen, deren Retro-Charme nicht über die beeindruckende Lieblosigkeit ihres Zustandes hinwegtäuschen kann. Bilder, die eine Realität, eine Normalität festhalten, die aberwitzig war wie die Architektureingriffe, skurril wie die Reparaturversuche und traurig wie die Unterlassungen. Bilder vom solidarisch familiären Kollektiv,
Bilder, die wie alle klugen Bilder, davon mehr zu ahnen scheinen, als ihre Protagonisten. Bilder von oft starken, klaren Menschen, die geraden Blicks in die Kamera schauen oder hin zum Horizont, über das Meer und weiter. Selbstsichere Posen im Bewusstsein der Unkündbarkeit im Mangel-Land oder nachdenkliche im Wissen über die Ausnahmen. Bilder von Häusern und Plätzen, deren Retro-Charme nicht über die beeindruckende Lieblosigkeit ihres Zustandes hinwegtäuschen kann. Bilder, die eine Realität, eine Normalität festhalten, die aberwitzig war wie die Architektureingriffe, skurril wie die Reparaturversuche und traurig wie die Unterlassungen. Bilder vom solidarisch familiären Kollektiv,
zusammengerückt in archaischen, eklatant verfallenden Arbeitswelten, im Blick das Abgefunden mit dem Vorgestrigen des Gestern und kein Ornament und nur Versprechen und über zuviel Ruinösem vergessen, »wie rot die Träume war’n in den Ruinen«².
Ein irritierendes Phänomen, das Zeitgleiche der immer noch dominanten Nachkriegsästhetik, der Versatzstücke aus 60ern, 70ern und des Zeitgeists der 80er, dieser seltsame Mix, der einerseits eine gar nicht so fiktive Zeit- und Ortlosigkeit beschreibt und andererseits so nur dort in jenem Land und so nur damals in jener Zeit existierte.
Und wider allen Fortschreitens sollen Stillstand über allem, eine spürbare Ruhe, eine scheinbare Patience. Aber war das wirklich Geduld oder die große Langeweile der Erwartungslosigkeit oder eher die Sprachlosigkeit der Erwartungen, denn gewartet wurde, aber auf was?
Ungewiss, wer alles Kafka kannte im Land, aber Kafka kannte dieses Land gewiss³, ein Land an das man sich erinnern muss, mit der Erleichterung, dass es ein fernes ist.
Ein irritierendes Phänomen, das Zeitgleiche der immer noch dominanten Nachkriegsästhetik, der Versatzstücke aus 60ern, 70ern und des Zeitgeists der 80er, dieser seltsame Mix, der einerseits eine gar nicht so fiktive Zeit- und Ortlosigkeit beschreibt und andererseits so nur dort in jenem Land und so nur damals in jener Zeit existierte.
Und wider allen Fortschreitens sollen Stillstand über allem, eine spürbare Ruhe, eine scheinbare Patience. Aber war das wirklich Geduld oder die große Langeweile der Erwartungslosigkeit oder eher die Sprachlosigkeit der Erwartungen, denn gewartet wurde, aber auf was?
Ungewiss, wer alles Kafka kannte im Land, aber Kafka kannte dieses Land gewiss³, ein Land an das man sich erinnern muss, mit der Erleichterung, dass es ein fernes ist.